In der Ausgabe vom 9. März 2013 veröffentlicht Die Presse einige Auszüge aus »Der Briefwechsel« im Spectrum Literatur.
Obernathal 26. 6. 1966
Lieber Gerhard,
ich habe, weil ich gar so schnell nachhaus wollte, bei Melk eine Autopanne gehabt und bin drei Tage in Kilb bei Mank, das Dir kein Begriff sein wird, gewesen, zuschauend, wie ein sehr guter Mechaniker mein Auto (die Kupplung war aufeinmal total kaputt) völlig auseinandernimmt und wieder zusammensetzt, nachdem Teile aus Wien geholt haben werden müssen.
Die Ironie will es, daß ich gerade jetzt, wo ich jeden Groschen auf den Knien bitte, bei mir zu bleiben, zusätzliche Tausende an das Phantom des Technischen Zeitalters zu zahlen habe.
Es ist alles zum Lachen und wird mich nicht umbringen. Natürlich habe ich das Romanstück nicht schicken können, weil ich nur zwei Nachtstunden vor München in Nathal gehabt habe. Aus München habe ich nichts als schauerliche Eindrücke mitgebracht. Eine Seminararbeit über Amras, die mir am besten Gefallen hat, habe ich für die Zeitschrift bei Moissl gelassen, der schickt sie nach Wien, sie hat ihm gefallen.
Aber für September suche ich ein gutes Kapitel aus dem Roman aus [„Verstörung“, „Literatur und Kritik“ 1966, Heft 6].
Lieber Gerhard, sei wie Du bist und bleib so, manche Schwäche – Du weißt, was für welche! – verzeih ich Dir, weil ich Dich so gut kenne, wie Du mir ja auch die meinigen läßt.Deinem Georg sag meinen Dank für die Sympathie, die er für mich übrig hat, ich erwidere derartiges auf die ungeschickteste Weise. Ich hab einen großen Schwung und die Resignation ist durch die kalte deutsche Intellektuellendusche (Deutschland als Kornkammer des perversen Stumpfsinns betrachtet) dahin.
Servus, bleib nicht stumm
Thomas
Quelle: diepresse.com