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Wiebke Puls liest aus Anneliese Botond: Briefe an Thomas Bernhard

am 23. Juli 2018 um 19:30 Uhr
im ThomasBernhardHaus in Obernathal 2

Einführung: Raimund Fellinger
Cheflektor des Suhrkamp Verlages

„Hier wäre allerhand Grundsätzliches über die ungeheure Qualität dieser Frau als Institution anzuschließen“, Thomas Bernhard über seine Lektorin beim Insel Verlag. Anneliese Botond schrieb zwischen 1963 und 1970 mehr als 140 Briefe an Bernhard, sie zeigen exemplarisch, welche Funktion einem kompetenten, auf die Manuskripte eingehend und zugleich Distanz wahrenden Leser (in diesem Fall: Lektorin) für die Fertigstellung eines Buches zufällt. Die Briefe erlauben Einblick in die allmähliche Entstehung eines Werkes beim Briefgespräch über das Manuskript. Hier ist zu erfahren, wie Amras sich nach und nach aus dem Typoskript herausschälte, welche Irritationen das erste Theaterstück Bernhards auslöste, wie und warum es zu Verstörung kam.

„Sie sind einfach herzlos.“

„Meine ganze Natur ist ja eine drängende, hetzende, aber trotzdem: Da sitze ich mit dem Manuskript u. werde nicht fertig – nicht im Mai!“, Thomas Bernhard 1966 im Briefwechsel mit seiner Lektorin Anneliese Botond. An den Verleger Siegfried Unseld schrieb Bernhard: „Meine Lektorin A. B. ist der Pfahl, an den ich Schaf mich gern, meine ganze Schriftstellerei, anbinde.“ Anneliese Botond verblieb im Schatten. Mit der erstmaligen Publikation der von ihm aufbewahrten Briefe kommt jetzt eine neue Stimme zu ihrem Recht.

„Die Botondbriefe vermitteln einen grandiosen Reichtum einer Beziehung, aus der diese Frau offenbar schließlich fliehen hat müssen.“
Dr. Peter Fabjan, Bruder von Thomas Bernhard

Diese Lesung ist eine Veranstaltung des Korrektur Verlags in Zusammenarbeit mit der Thomas Bernhard Nachlassverwaltung GmbH.

Karten an der Abendkasse

Preis: € 20
Mitglieder der ITBG und Studenten: € 10

ThomasBernhardHaus
Obernathal 2
4694 Ohlsdorf

Tel: 07612 47013 oder 0664 9433662
Mail: thomasbernhardhausnathal@hotmail.com

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faustkultur und Der Briefwechsel – eine Rezension

Alexandru Bulucz schreibt in faustkultur.de eine ausführliche Rezension des kürzlich erschienenen Titels »Der Briefwechsel«:

Der erste abgedruckte Brief stammt aus dem Jahr 1956, Bernhard und Fritsch begegnen einander aber vermutlich schon früher. Bis Ende der fünfziger Jahre zeichnen sich ihre beruflichen Wege immer deutlicher ab: Der Germanist Fritsch (geb. 1924) arbeitet trotz literarischem Erfolg (Moos auf den Steinen) verstärkt als Redakteur von Literaturzeitschriften (so zum Beispiel von Wort in der Zeit und der bis heute uns erhaltenen Literatur und Kritik) und als Lektor für verschiedene Verlage. Bernhard (geb. 1931), noch Student und schon damals ein besessener Österreich-Kontrastierer, reist viel; seine Schriftstellerei: eine Bewegung zwischen Burn-out und manischem Schreiben. In der Wiener Städtischen Bücherei hält er unter Fritschs Schirmherrschschaft erste Autorenlesungen und in dessen Literaturzeitschriften darf er erste Texte veröffentlichen. Publikationen, die Anlass sind für erste Bernhardsche Widersprüche: „Für die Verse in W.i.d.Zt. dank ich Dir, ich bin nie glücklich, wenn was erscheint, aber ich freu mich doch sehr, das ist eine unbegreifliche, komische, desparate Mischung“; Gespräche, die Anlass sind für Universalien: „Wie rasch doch das, was man gerade noch geschrieben und durchdacht hat, langweilig wird.“

Quelle: faustkultur.de

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NZZ.ch blickt auf 50 Jahre Frost

Die NZZ vom 8. November 2013 schrieb zum 50-jährigen Jubiläum der Erscheinung des Romans »Frost« eine aktuelle Bestandsaufnahme der unverminderten Präsenz des Werkes von Thomas Bernhard. Im Zuge dieser bespricht der Autor Hansjörg Graf auch den im Korrektur Verlag erschienenen Band »Der Briefwechsel«

Bernhards zweite Vorstufe zu «Frost» – es sind die «Argumente eines Winterspaziergängers» – ist «unmittelbar vor der Fertigstellung des Romans entstanden, (. . .) datiert vom Mai/Juni 1962», wie die «Editorische Nachbemerkung» mitteilt. Diesen «Auszug» hatte Bernhard seinem Mentor und Freund Gerhard Fritsch, dem Herausgeber der Zeitschrift «Wort in der Zeit», für eine Vorabveröffentlichung übergeben. Seit kurzem liegt übrigens deren aufschlussreicher Briefwechsel in einer ebenfalls von Raimund Fellinger und Martin Huber betreuten Edition vor.

Quelle: NZZ.ch

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Der Briefwechsel bei Perlentaucher.de

Auf der deutschen Seite Perlentaucher.de ist eine lesenswerte Rezensionsnotiz aus der FAZ vom 30.10.2013 zu finden.

Sensation! Thomas Bernhard war nicht immer Einzelgänger! So jedenfalls sieht es Hannes Hintermeier nach der Lektüre dieser von Raimund Fellinger und Martin Huber herausgebrachten Korrespondenz zwischen dem jungen Thomas Bernhard und dem älteren Schriftsteller Gerhard Fritsch. Die in 48 Briefchen ins Licht gerückten Anfänge Bernhards auf 108 Seiten für knapp 30 Euro lassen Hintermeier kurz über den Preis hoher Buchkunst und lang über die Schützenhilfe nachdenken, die der ältere Autor dem jüngeren gewährt. Förderer tauchen auf, staunt der Rezensent, Kontinuitäten, schließlich die ersten Preise, aber da kapselt sich Bernhard schon ab und Fritsch hängt sich auf.

Quelle: Perlentaucher.de

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diepresse.com blickt auf den Briefwechsel

Alfred Pfabigan blickt in Spectrum Literatur der Die Presse mit 6. September 2013 auf »Der Briefwechsel«:

Ansonsten geht es auf Bernhards Seite oft ums Geld und die eigene schriftstellerische Befindlichkeit. Im wohl wichtigsten Text des Bandes, einem Bekenntnisbrief von 1958, heißt es: „Es wird immer schwieriger, in der Literatur bleiben zu können. Man muss doch immer mit einem neuen Pferd in die ,Aschenbahn‘ jagen. Das Alte zieht nicht mehr recht, bei niemand. Auch das, was wir treiben, ist Theater. Vielleicht das größte. Und das ist zugleich das schwierigste.“

Fritsch wird in seinen Briefen und Karten kaum sichtbar, er schreibt: „Ich komm vor lauter Geschäften (unerfreulichen, aber notwendigen, da man von etwas leben muss) zu nichts Ordentlichem.“ Wenn die beiden sich über Literatur ausgetauscht haben, dann nur bei den raren persönlichen Begegnungen. In zwei bemerkenswerten Verlagsgutachten artikuliert Fritsch – bei aller Wertschätzung – Überraschendes zu Bernhards Frühwerk: Dessen Dichtungen litten an Egozentrik, dem Fehlen der Du-Beziehung und des Wir-Gefühls und an modischen Unarten und koketten Nihilismen.

Bernhard habe vorgelebt, was Fritsch sich nicht zugestand, so die begründete Spekulation der Herausgeber im Nachwort. Man möchte ergänzen: Und Fritsch hat vorgelebt, was Bernhard zunächst bewunderte und dann verwarf – zum Nutzen seines Werkes.

Quelle: diepresse.com

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Der Briefwechsel – Auszüge in diepresse.com

In der Ausgabe vom 9. März 2013 veröffentlicht Die Presse einige Auszüge aus »Der Briefwechsel« im Spectrum Literatur.

Obernathal 26. 6. 1966
Lieber Gerhard,
ich habe, weil ich gar so schnell nachhaus wollte, bei Melk eine Autopanne gehabt und bin drei Tage in Kilb bei Mank, das Dir kein Begriff sein wird, gewesen, zuschauend, wie ein sehr guter Mechaniker mein Auto (die Kupplung war aufeinmal total kaputt) völlig auseinandernimmt und wieder zusammensetzt, nachdem Teile aus Wien geholt haben werden müssen.
Die Ironie will es, daß ich gerade jetzt, wo ich jeden Groschen auf den Knien bitte, bei mir zu bleiben, zusätzliche Tausende an das Phantom des Technischen Zeitalters zu zahlen habe.
Es ist alles zum Lachen und wird mich nicht umbringen. Natürlich habe ich das Romanstück nicht schicken können, weil ich nur zwei Nachtstunden vor München in Nathal gehabt habe. Aus München habe ich nichts als schauerliche Eindrücke mitgebracht. Eine Seminararbeit über Amras, die mir am besten Gefallen hat, habe ich für die Zeitschrift bei Moissl gelassen, der schickt sie nach Wien, sie hat ihm gefallen.
Aber für September suche ich ein gutes Kapitel aus dem Roman aus [„Verstörung“, „Literatur und Kritik“ 1966, Heft 6].
Lieber Gerhard, sei wie Du bist und bleib so, manche Schwäche – Du weißt, was für welche! – verzeih ich Dir, weil ich Dich so gut kenne, wie Du mir ja auch die meinigen läßt.Deinem Georg sag meinen Dank für die Sympathie, die er für mich übrig hat, ich erwidere derartiges auf die ungeschickteste Weise. Ich hab einen großen Schwung und die Resignation ist durch die kalte deutsche Intellektuellendusche (Deutschland als Kornkammer des perversen Stumpfsinns betrachtet) dahin.
Servus, bleib nicht stumm
Thomas

Quelle: diepresse.com